Seit 2017 können Ärzt:innen in Deutschland laut § 31 Abs. 6 SGB V unter bestimmten Voraussetzungen medizinisches Cannabis verschreiben. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen oder die Patient:innen selbst.
Alle Infos zu den Preisen für Selbstzahler sowie für Patient:innen mit Kostenübernahme gibt es hier. Am Ende des Artikels erfährst du außerdem, wie die Übernahme der Kosten funktioniert.
Zu den Themen:
1. Für Selbstzahler:innen: Was kosten medizinische Cannabisblüten in der Apotheke?
2. Für Patient:innen mit Kostenübernahme: Wie hoch sind die Kosten bei Preisübernahme?
3. Der Antrag: Wer bekommt eine Kostenerstattung für Medizinalcannabis?
Für Selbstzahler:innen: Was kosten medizinische Cannabisblüten in der Apotheke?

Die Apotheken in Deutschland bieten eine große Auswahl an rezeptpflichtigen, medizinischen Cannabissorten an. Bei unserer Recherche machten wir 111 verschiedene Sorten ausfindig, die im Durchschnitt 11,90 Euro pro Gramm kosten.
Die Preise starten bei 7,99 Euro pro Gramm, wie Cannabissorte Aphria Typ 1 mit einem THC-Gehalt von 21 Prozent. Die hochpreisigen Sorten lagen in der Apotheke bei 14,33 Euro pro Gramm, dazu gehörten vorwiegend verschiedene Produkte der Marke Tilray mit einem THC-Gehalt von 25 Prozent.
Marktpreis und THC-Gehalt sind bei medizinischem Marihuana nicht merklich gekoppelt. Es fand sich günstiges Cannabis mit einem hohen THC-Gehalt, vergleichsweise teures Cannabis mit wenig THC und umgekehrt. Legt man auf einen hohen THC-Gehalt großen Wert, bietet die zuvor beschriebene Sorte Aphira Typ 1 das beste Preis-Leistungsverhältnis.
Vergleich der Anbieter für medizinisches Cannabis
Achtung beim Privatrezept: Bei den Telemedizinern und spezialisieren Fachärzte-Portalen musst du auch die Kosten für den Besuch beim Arzt oder der Ärztin selbst bezahlen.
Für Patient:innen mit Kostenübernahme: Wie hoch sind die Kosten bei Preisübernahme?
Wenn deine Krankenkasse die Kosten einer medizinischen Cannabisbehandlung übernimmt, fallen für dich keine Kosten für das Cannabis an. Bezahlen musst du nur die Zuzahlung nach § 31 Abs. 3 SGB V – umgangssprachlich Rezeptgebühr genannt. Diese wird bis auf Ausnahmen bei allen verschreibungspflichtigen Medikamenten für Erwachsene fällig.
Der Name „Rezeptgebühr“ ist irreführend, da sie nicht pro Rezept, sondern pro Medikament gezahlt werden muss. Die Gebühr liegt bei 10 Prozent der Kosten des Arzneimittels, beträgt aber mindestens 5 Euro und maximal 10 Euro. Außerdem ist sie niemals höher als die Kosten des Arzneimittels selbst.
Übersicht der Zuzahlungen – mit Beispielen:
Preis des Medikaments | Zuzahlung durch Patient:innen | Beispiel |
> 5 € | Entspricht Medikamentenpreis | Medikament: 4,20 € Zuzahlung: 4,20 € |
5 bis 50 € | 5 € | Medikament: 38 €Zuzahlung: 5 € |
50 bis 100 € | 10 % des Medikamentenpreises | Medikament: 90 €Zuzahlung: 9 € |
ab 100 € | 10 € | Medikament: 400 €Zuzahlung: 10 € |
Übersicht nach einer Darstellung von betanet.de
Im Einzelfall können Ausnahmen für die Rezeptgebühr gelten. So ist eine finanzielle Belastungsgrenze festgelegt, die bei zwei Prozent des Bruttoeinkommens liegt. Für chronisch Kranke liegt sie bei einem Prozent.
Wurde die finanzielle Belastungsgrenze erreicht, kann die Krankenkasse eine entsprechende Bescheinigung ausstellen. Für das laufende Jahr müssen dann keine weiteren Zahlungen mehr geleistet werden. Nähere Informationen bekommst du bei deiner Krankenkasse oder der Apotheke deines Vertrauens.
Der Antrag: Wer bekommt eine Kostenerstattung für Medizinalcannabis?
Ganz egal, ob medizinische Cannabisblüten, cannabinoidbasierte Arzneimittel oder Cannabisextrakte verschrieben werden: Der Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse funktioniert immer nach demselben Prinzip.
Wird ein Antrag auf Kostenübernahme von der Krankenkasse abgelehnt oder gar nicht erst gestellt, können Patient:innen sich das medizinische Cannabis auf Privatrezept verschreiben lassen. In diesem Fall tragen Patient:innen die Kosten für die Behandlung mit medizinischen Cannabisblüten selbst.
Liegt eine ärztliche Verordnung über medizinisches Cannabis vor? | ||||
Ja | Nein | |||
Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse | Privatrezept ausstellen lassen und Kosten selbst übernehmen | |||
Antrag wird angenommen | Antrag wird abgelehnt | |||
Kassenrezept: Medizinisches Cannabis auf Kosten der Krankenkasse erhalten | Widerspruch einlegen | Privatrezept ausstellen lassen und Kosten selbst übernehmen |
1. Ist medizinisches Cannabis in meinem Fall verschreibungsfähig?
2. Ist medizinisches Cannabis in meinem Fall erstattungsfähig?
Quelle:
[1] Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung: Verhandlung DAV und Kassen: Schiedsspruch legt Cannabis-Preise fest; veröffentlicht am 04.08.2022 auf www.pharmazeutische-zeitung.de
Medizinische Cannabisblüten: Preisübersicht 2023 – FAQ
Wie viel kostet ein Gramm medizinisches Cannabis?
11,90 Euro kostet ein Gramm medizinische Cannabisblüten in den Apotheken im Durchschnitt (Stand: 2023). Die Preise können stark variieren – je nach chemischem Profil, Qualität und Hersteller. ► Zur Preisübersicht der 111 in Deutschland erhältlichen medizinischen Cannabissorten.
Wer zahlt medizinisches Cannabis?
Eine Behandlung mit medizinischem Cannabis zahlen entweder die Krankenkassen oder die Patient:innen selbst. In jedem Fall muss eine ärztliche Verordnung für die Therapie mit Medizinalcannabis vorliegen.
Welche Krankenkasse übernimmt die Kosten für Cannabis?
Sind alle Voraussetzungen nach § 31 Abs. 6 SGB V erfüllt, muss die Krankenkasse die Kosten für Medizinalcannabis per Gesetz übernehmen. Sie kann die Kostenübernahme dann nur verweigern, wenn ein begründeter Einzelfall vorliegt. Bei einer Ablehnung können Patient:innen Widerspruch bei der Krankenkasse einreichen. ► Alle Infos zur Verschreibung und Kostenerstattung von Medizinalcannabis.
Was kostet Cannabis auf Privatrezept?
Wird ein Antrag auf Kostenübernahme von Medizinalcannabis von der Krankenkasse abgelehnt oder gar nicht erst gestellt, können Patient:innen sich ein Privatrezept für medizinisches Cannabis ausstellen lassen und die Kosten selbst übernehmen. 11,90 Euro kosten ein Gramm Cannabisblüten in der Apotheke im Durchschnitt (Stand 2023). Unter Umständen kommen Kosten für den Arztbesuch hinzu.